Veröffentlicht auf 04/11/2025

Prusa CORE One L: Leistung, Präzision und Großformat in einer einzigen Maschine

Aktualität

Kürzlich hat Prusa eine Veranstaltung mit vielen unerwarteten Neuheiten abgehalten. Unter diesen finden wir den neuen Prusa CORE One L, der zwar wie ein kleines Update erscheinen mag, tatsächlich aber weitaus bedeutender sein könnte, als es auf den ersten Blick scheint.

Die Core One L in einer Werkstatt

Abbildung 1: Prusa Core One L. Quelle: Prusa3D

Neues Modell oder Absichtserklärung

In den letzten zwei Jahren haben wir eine Wiederbelebung der FDM-Technologie erlebt. Die Einführung der Input-Shaper-Technologie war eine Revolution in Bezug auf die Druckgeschwindigkeit. Automatische Materialwechselsysteme haben den Weg für den Mehrfarben- und Multimaterialdruck geebnet, und FDM-3D-Drucker haben sich von relativ einfachen Maschinen zu hochmodernen Geräten entwickelt. Dies hat einen Wettlauf zwischen Herstellern, hauptsächlich aus Asien und angeführt von Bambulab, ausgelöst, um immer schnellere Drucker, effizientere Multimaterialsysteme und Cloud-Plattformen mit fortschrittlicheren Funktionen anzubieten.

Dieser Wettstreit hat zwar den Fortschritt der FDM-Technologie beschleunigt, aber auch dazu geführt, dass FDM-3D-Drucker zu Konsumgütern für den Massenmarkt geworden sind, bei denen der Fokus auf neuen Funktionen liegt – auch wenn diese oft noch nicht ausgereift genug sind, um ihre Zuverlässigkeit zu beweisen.

Abbildung 2: Bambulab H2S. Quelle: Bambulab

Mit der Vorstellung des neuen Prusa CORE One L bekräftigt Prusa seine Haltung, sich nicht an diesem Wettlauf zu beteiligen, und bleibt seinen Grundsätzen treu. Es ist klar, dass Prusa nicht das Ziel verfolgt, den funktionsreichsten Drucker anzubieten, sondern den zuverlässigsten, sichersten, produktivsten und langfristig unterstützten.

Die Konsolidierung einer neuen Plattform

Die Prusa-Drucker der MK-Serie galten lange Zeit als die zuverlässigsten, am einfachsten zu reparierenden und am besten unterstützten Drucker auf dem Markt. Obwohl sie ursprünglich für den privaten Gebrauch konzipiert waren, wurden sie schnell zur bevorzugten Wahl vieler Unternehmen und Fachleute. Das lag an einem einfachen, aber brillanten Konstruktionsprinzip: einer modularen Bauweise (der i3-Plattform), bei der nur ausgereifte Technologien integriert wurden, die eine spürbare Verbesserung der Funktionalität oder Zuverlässigkeit boten. So war jedes neue Modell der MK-Serie zuverlässiger und produktiver als das vorherige und bot gleichzeitig einfache Upgrade-Möglichkeiten.

Abbildung 3: Prusa Mk4S. Quelle: Prusa3D

Mit der Einführung der Input-Shaper-Technologie und der steigenden Nachfrage des professionellen Marktes nach neuen technischen Materialien begann die i3-Plattform jedoch, an ihre Grenzen zu stoßen. Daher entwickelte Prusa den Core One – eine neue Plattform mit coreXY-Struktur und vollständig geschlossenem Gehäuse, die höhere Leistungen ermöglicht und sich an professionelle Anwender richtet. Der neue Prusa CORE One L festigt diese neue Plattform und zeigt ihr Potenzial, das zu werden, was die Prusa-MK-Serie einst war: der Maßstab für Zuverlässigkeit, Sicherheit und Produktivität.

Innovative Lösungen im Dienste der Zuverlässigkeit

Der neue Prusa CORE One L bietet nicht nur ein größeres Druckvolumen als der Core One, sondern führt auch neue, oft unkonventionelle, aber äußerst zuverlässige Lösungen ein.

So verfügt der neue Prusa CORE One L über ein automatisches Lüftungsgittersystem, das sich öffnet und schließt, ohne dass dafür zusätzliche Elektronik erforderlich ist. Wie funktioniert das? Ganz einfach – der Druckkopf selbst betätigt einen internen Hebel, um die Klappe zu öffnen. Dadurch kann ein zuvor manueller Vorgang automatisiert werden, ohne neue elektronische Systeme einzuführen, was die Zuverlässigkeit erhöht (weniger Komponenten = geringeres Ausfallrisiko) und Bedienfehler minimiert.

Abbildung 4: System zur automatischen Öffnung der Lüftungsklappe. Quelle: Prusa3D

Eine weitere ungewöhnliche Lösung ist das neue von Prusa entwickelte System zur aktiven Kammerbeheizung. Anstatt wie die meisten Hersteller ein PTC-Heizelement zu verwenden – was ein Sicherheitsrisiko darstellen kann –, hat Prusa eine neue, mit Wechselstrom betriebene Heizplatte entwickelt. Diese nutzt integrierte Lüfter und Luftleitbleche, um die Wärme der Unterseite der Platte zu verwenden und die Druckkammer aktiv auf bis zu 60 ºC zu erwärmen. Durch die Verwendung eines einzigen Heizsystems für Bett und Kammer werden Ausfallrisiken reduziert und die Sicherheit erhöht, da auf PTC-Heizelemente verzichtet wird.

Abbildung 5: Neues aktives Temperaturkontrollsystem. Quelle: Prusa3D

Darüber hinaus bietet diese neue Heizplatte eine außergewöhnlich gleichmäßige Temperaturverteilung mit Abweichungen von nur 2 ºC über 99 % der Fläche.

Abbildung 6: Thermografie der neuen Core One L-Platte (links) und eines Konkurrenzmodells (rechts). Quelle: Prusa3D

Der neue CORE One L verdoppelt außerdem das Druckvolumen im Vergleich zum Core One, bei minimaler Größenvergrößerung und reduziertem Gewicht dank der Verwendung von Aluminium- statt Stahlplatten.

Abbildung 7: Größenvergleich Core One L und Core One. Quelle: Prusa3D

Sicherheit als grundlegendes Prinzip

Eine mit Wechselstrom betriebene Heizplatte bietet viele Vorteile in Bezug auf Aufheizgeschwindigkeit und Leistung, bringt jedoch auch erhöhte Sicherheitsanforderungen mit sich, die viele Hersteller ignorieren.

Daher erforderte die Einführung der neuen Heizplatte eine vollständige Überarbeitung der elektrischen Energieverwaltungssysteme des Druckers. Der CORE One L kann die Eingangsspannung erkennen, zwischen 110 V und 230 V unterscheiden und die Heizplatte entsprechend konfigurieren. Im Gegensatz zu den meisten Herstellern führt er keine einfache binäre Prüfung durch, sondern analysiert die Spannungswelle in Echtzeit – ein viel präziseres und sichereres Verfahren.

Darüber hinaus verfügt der Drucker über eine mehrschichtige Sicherheitsarchitektur, die Fehlerströme aktiv überwacht und bei jeder Leckage sofort den Strom abschaltet – ähnlich wie ein FI-Schutzschalter in Haushalten. Besonders kritisch ist die Stromversorgung der Heizplatte, die redundant über einen TRIAC und ein Relais erfolgt, sodass bei Ausfall eines Bauteils das andere den Stromkreis trennt.

Datenschutz – ein (seltenes) Gut

Cloud-Druckmanagement hat den Komfort und die Produktivität deutlich verbessert, bringt jedoch auch Datenschutzrisiken mit sich. Die Nutzung von Cloud-Steuerungssystemen bedeutet, dass alle Druckdaten und Modelle an externe Server übermittelt und dort potenziell gespeichert werden – oft ohne Gewissheit, wie diese Daten verwendet werden. Zudem können Cloud-Daten abgefangen, weitergegeben oder im Dark Web verkauft werden. Dies stellt ein erhebliches Risiko für den Schutz geistigen Eigentums und sogar für die nationale Sicherheit dar, etwa bei kritischen Infrastrukturen oder Verteidigungsbehörden.

Entgegen dem Trend vieler Hersteller, die die Nutzung ihrer Cloud-Plattformen erzwingen oder eine Internetverbindung zur Einrichtung verlangen, bietet Prusa eine völlig optionale Cloud-Lösung. Der Core One L kann vollständig offline genutzt werden – ohne Netzverbindung, ohne Benutzerkonto und ohne Funktionsverlust.

Darüber hinaus werden die Elektronikplatinen, ebenso wie die Drucker selbst, in Europa in Prusas eigener Fabrik hergestellt, wodurch das Risiko von Manipulationen durch Drittanbieter ausgeschlossen wird.

Abbildung 8: Verschlüsselte und zertifizierte USB-Einheit im Lieferumfang der Core One L: Critical Infrastructure Edition

Für besonders sicherheitskritische Anwendungen – wie Verteidigungsbehörden oder kritische Infrastrukturen – hat Prusa die Core One L: Critical Infrastructure Edition entwickelt, eine Version des CORE One L mit einer maßgeschneiderten Platine ohne Wi-Fi-Modul, einem verschlüsselten und zertifizierten USB-Laufwerk sowie entsprechenden Volatilitätsnachweisen.

Präzision und Produktivität

Im vergangenen Jahr haben sowohl der Core One-Drucker als auch die Software Prusaslicer zahlreiche Updates erhalten, die auf maximale Präzision und gleichmäßige Ergebnisse bei hoher Druckgeschwindigkeit abzielen. Dadurch gehört der Core One heute zu den präzisesten und konsistentesten FDM-3D-Druckern auf dem Markt. All dieses Know-how wurde von Anfang an auf den Core One L übertragen. Da er vollständig montiert und kalibriert geliefert wird, können Unternehmen sofort zuverlässig und konsistent produzieren.

Abbildung 9: Vergleich der Maßabweichungen eines mit dem Core One (links) und eines mit einem Konkurrenzdrucker (rechts) gedruckten Teils. Quelle: Prusa3D

Mit dem neuen Prusa CORE One L bietet Prusa eine ausgereifte, professionelle Lösung, die aus jahrelanger kontinuierlicher Verbesserung hervorgegangen ist – und Zuverlässigkeit, Sicherheit sowie Produktivität für alle Fachleute gewährleistet, die ein langlebiges Werkzeug mit langfristigem Support suchen.